Manchmal kann es interessant sein, in den Archiven zu stöbern. Zum Beispiel auch in denjenigen, in denen die Eröffnungsansprachen zur CeBIT gespeichert sind. Weil solche Eröffnungsansprachen sehr oft zeigen, wo man steht und wo man hin will.

So hat Bundeskanzlerin Merkel bei Ihrer Eröffnungsansprache zur CeBIT 2015 formuliert:

„d!conomy – das Leitthema der CeBIT 2015 hat es in sich. Denn es beschreibt nicht weniger als die weitreichende Revolution durch digitale Transformation. Sie erfasst nahezu sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche in unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Das Internet der Dinge und die umfassende Vernetzung treiben täglich die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Verfahren und Produkte voran. Big Data und Cloud Computing, Smart Services, Social Business, Data Security und anderes mehr – diese Stichworte stehen für große Herausforderung, auch für große Chancen, gerade für einen klassischen Industriestandort wie Deutschland.“

So. Das war vor drei Jahren. Revolution. Aufstand. Totale Veränderung. Überall.

Drei Jahre, das ist in einer Zeit, in der Innovationszyklen immer kürzer werden und in der sich technische Entwicklung immer weiter beschleunigt, eine lange Zeit. Und wo stehen wir heute, drei Jahre später? Sind wir wirklich einen großen Schritt weitergekommen?

Die CeBIT heißt jetzt CEBIT, sie sieht völlig anders aus und findet im Sommer statt. Und eine Eröffnungsansprache durch die Bundeskanzlerin gibt es nicht mehr. Im Jahr zuvor hatte sie noch gesagt:

„Meine Damen und Herren, wir müssen das in den Mittelpunkt stellen, was in der Sozialen Marktwirtschaft der Realwirtschaft immer eine Rolle gespielt hat: der Mensch und seine Lebensbedingungen. … Wir haben aber auch Millionen von Menschen, die zum Teil noch nicht genau wissen, was sie erwartet und was alles Digitalisierung bedeutet. Ist das gut für meinen Arbeitsplatz oder ist das eine Gefahr für meinen Arbeitsplatz? … Bin ich ein Datenlieferant, mit dessen Daten alles Mögliche gemacht wird, oder welchen Schutz und welche eigene Beeinflussungsmöglichkeit habe ich? – Solche Fragen stellen sich viele Menschen.“

Und da ist Frau Merkel schon sehr nah „an des Pudels Kern“. Die Kernfrage der Digitalen Transformation ist es nämlich nicht, welche Sensoren und Endgeräte sich wie zusammenschalten lassen, wo die Daten liegen und wie wir die Informationen von A nach B bekommen (und schon gar nicht, wie man alte analoge Prozesse digitalisieren kann).

Die Kernfrage ist vielmehr, wie wir durch neue Technologien für den Menschen einen wirklichen Mehrwert schaffen können. Und wie wir es schaffen können, aus dem nicht immer technik-affinen „analogen“ Menschen einen mündigen Bürger machen können, der die neuen Technologien sinnvoll und verantwortungsvoll nutzt.

Es geht nicht darum, Wahlmanipulationen über Facebook zu erkennen und zu verhindern. Es geht darum zu verstehen, dass Facebook ein Medium ist, auf dem ich meine Wahlentscheidung nicht unbedingt aufbauen sollte. Es geht nicht darum, über das für und wider von Navis in Autos zu diskutieren. Es geht darum zu verstehen, dass wir, wenn uns das Navi geradewegs genau in einen Fluss lotsen will, vorher auf die Bremse treten. Wir, die Menschen, müssen lernen, wie wir uns Computersysteme zu Nutze machen können – und weniger der Technik blind vertrauen.

Unternehmen sollten sich die Frage stellen, wie sie ihre Kunden besser bedienen können. Den Kampf um den Kunden wird nicht der gewinnen, der absolut betrachtet das bessere Produkt hat. Gewinner wird sein, wer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist (auch online) und zum angemessenen Preis eine geforderte Qualität unter Beachtung auch von Qualität im Service am schnellsten liefern kann. Dazu muss ich viel über die Märkte und über die Kunden wissen. Und ich muss situativ auf Kundenwünsche eingehen können. Das geht nur mit entsprechender Technik. Wer die Digitale Transformation hier verschläft, der gerät leicht auf die Verliererstraße.

Wir müssen die richtigen Fragen stellen. Wir müssen uns (selbst-) kritisch fragen, ob wir mit „altem Denken“ die Herausforderungen der Zukunft wirklich meistern können. Wir müssen lernen zu vergessen. Ballast abwerfen, das ist die Devise. Da hilft ein generelles Handyverbot an französischen Schulen genau so wenig wie eine EU-DSGVO, die völlig über das sicher gut gemeinte Ziel hinausschießt und zum digitalen Bremsklotz wird. Wir sollten lieber in den Schulen und Universitäten zum mündigen digitalen Nutzer erziehen. Aber wer kann das leisten, wo doch ungezählt viele Lehrerinnen und Lehrer selbst zu den digitalen Analphabeten zählen und in vielen Schulen noch Schwamm und Kreide statt Tablet und Digital Whiteboard den Tagesablauf bestimmen?

Also: Die Digitale Transformation ist keine Frage der Technik, sondern eine Frage der Menschen und der Methoden.

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