KI in der Produktion effizient und sicher nutzen
Bericht vom Treffen des mbuf CIO Kreis am 23.10.2024 bei der Popken Fashion GmbH
In Rastede, zwischen Oldenburg und Wilhelmshafen gelegen, hat die Popken Fashion Group, ein international operierendes, familiengeführtes Mode-Unternehmen, was auf True-Size Fashion spezialisiert ist, ihren Firmensitz. Dort ganz im Norden Deutschlands traf sich im Oktober der mbuf CIO-Kreis, um sich über aktuelle IT Themen auszutauschen. Sicher trug auch die lange Anreise ins Ammerland dazu bei, dass 80 Prozent der Teilnehmer bereits am Vorabendtreff in gemütlicher Atmosphäre im Hotel „Zum Zollhaus“ teilnahmen.
Das eigentliche Meeting eröffnete am nächsten Morgen Veit Bullmann von der NORMA GROUP SE mit einem sehr aufschlussreichen Bericht über die Einführung eines KI-unterstützten Qualitätssicherungssystems in der Fertigung. Die NORMA Group ist ein internationaler Markt- und Technologieführer für hochentwickelte Verbindungstechnik mit 25 Standorten weltweit.
Mit Hilfe von zugekauften, hochspezialisierten und in der Regel sehr teuren Kamerasystemen eine Qualitätssicherung während der Produktion sicherzustellen, ist nicht neu. Der NORMA GROUP ist es aber jetzt gelungen, mit eher günstigen Standard-Komponenten (z.B. mit „normalen“ Kameras), Azure Elementen und dem Einsatz von KI ein solches System selbst aufzubauen. Die sehr positiven Erfahrungen aus der Pilotphase lösten bei den Projektbeteiligten geradezu Euphorie aus, was zu zahlreichen Anfragen auch aus anderen Unternehmensteilen führte, da Kosteneinsparung überall ein Ziel ist. Zudem entlastet die neue Technologie die Beschäftigten von stupiden Tätigkeiten. Gelungen ist dieser Durchbruch, da in besagtem Projekt das unterschiedliche Knowhow, die oft abweichenden Sicht- und Herangehensweisen des Manufactoring Engineering (ME) und der IT gut unter einen Hut gebracht werden konnten – zum Beispiel durch die gemeinsame Priorisierung von Zielen. Eine wichtige Phase in diesem Projekt war das Anlernen der KI zur bildbasierten, verlässlichen Unterscheidung zwischen fehlerfreien und fehlerhaften Teilen. Zu den „lessons learned“ gehörte zudem, dass in einem solchen Projekt ganz besonders auf die Funktionssicherheit aller Komponenten und Verbindungen geachtet werden muss, aber auch auf die Datensicherheit an sich.
Ein ausgedehnter und informativer Rundgang durch den Logistikbereich der Popken Fashion GmbH mit den Bereichen Wareneingang, Warenausgang und Retourenbearbeitung machte hungrig und die Gruppe genoss das anschließende gemeinsame Mittagessen in der erst vor zwei Jahren komplett neu geschaffenen, modernen Multifunktionskantine.
Mit einer hybriden Session wurde der Nachmittag eröffnet: Bora Karasu und Stephan Mennenöh von Microsoft zeigten in einer Teams-Sitzung neue Features und verschiedene Anwendungsszenarien für den Copilot für M365. Es tut sich unheimlich viel beim KI-Tool Copilot. Die Herausforderung für die Anwenderunternehmen besteht darin, diese schnellen Innovationszyklen in der eigenen Unternehmens-IT abzubilden und in geeigneter Weise (zum Beispiel auch mit den zweifellos notwendigen Einweisungen oder Nutzungshinweisen) den Anwendern zur Verfügung zu stellen.
Ein neues Format, der CIO Erfahrungs-Exchange, bestimmte den weiteren Verlauf des Tages: Dieser „CIO EE“ soll – so die Leiter dieses Kreises Atilla Kücük und Dr. Klaus Rotter – als Tagesordnungsbaustein fester Bestandteil aller künftigen Treffen des mbuf CIO-Kreises sein, weil dieser freie Austausch unter dem Strich betrachtet das wertvollste Asset des Microsoft Business User Forum ist. Der Erfahrungsaustausch zu den drei nachfolgend genannten Themen stieß auf besonders hohes Interesse.
Cloud vs. Hybrid bei Microsoft D365 Umgebungen
Die Diskussion, ob und wie umfangreich man eine vorhandene Dynamics Umgebung in die Cloud verlagern sollte, ist nicht neu. Doch bislang ging es dabei meistens um Fragen bezüglich Sicherheit, Verfügbarkeit und technische Machbarkeit. Nachdem jetzt etliche Unternehmen ihre Migrationsprojekte abgeschlossen haben, gerät eine etwas andere Betrachtung in den Fokus. Viele Unternehmen machen derzeit die Erfahrung, dass zunehmende Datenmengen, die in der Cloud gespeichert und verarbeitet werden, zu sehr massiven Kostensteigerungen führen können. Manche Teilnehmer sprachen sogar von bedrohlichen Kostenexplosionen, die alle Budgets sprengen. In der Diskussion gingen sie der Frage nach, ob die Rückverlagerung von Daten in die eigene RZ-Infrastruktur eine mögliche Lösung sei, oder ob durch einen hybriden Ansatz zumindest die rasante Kostensteigerung gebremst werden könne. Zu einer generellen Empfehlung kam es hier nicht, da sich die Rahmenbedingungen von Unternehmen zu Unternehmen stark unterscheiden. Das Thema Cloud muss aber, da waren sich die Teilnehmer einig, unter dem Aspekt der Kosten neu durchdacht werden.
Softwarelösungen extern programmieren lassen?
In Zeiten von Fachkräftemangel bei gleichzeitig steigenden Anforderungen an die IT kommt mancher CIO auf die Idee, Softwarelösungen extern programmieren zu lassen. Und wir reden hier nicht nur über Lösungen im Microsoft-Umfeld, denn der mbuf CIO-Kreis schaut da durchaus gerne mal über den Tellerrand und engt sich nicht nur auf Microsoft-Themen ein! In der Diskussion wurde deutlich, dass eine erfolgreiche externe Vergabe nur gelingen kann, wenn das Unternehmen die externen Arbeiten durch ein gut organisiertes Projektmanagement aussteuert. Auch das bindet Ressourcen, so dass große Kosteneinsparungen oder ein gelungener Rund-um-Schlag gegen den Fachkräftemangel nicht zu erwarten sind.
Wo das Enterprise Architecture Management (EAM) einbinden?
Das Enterprise Architecture Management (EAM) soll Prozesse, Technologien und IT-Systeme dokumentieren, transparent machen und, orientiert an den definierten Unternehmenszielen, optimieren. Ist EAM damit eine Aufgabe der IT? Oder muss EAM quasi als Stabsfunktion im Bereich eines CEO / COO angesiedelt sein, gerade auch weil es darum gehen kann, die IT anders aufzustellen oder im Rahmen der Digitalisierung Prozesse aus Business-Sicht komplett zu überarbeiten? Der Austausch hierzu war ebenfalls sehr lebhaft, unterschiedliche Herangehensweisen in den Unternehmen wurden deutlich. Aber auch hier gilt: Unterschiedliche Unternehmen werden unterschiedliche Wege gehen müssen, um ihre Ziele bestmöglich zu erreichen. Vielleicht taucht das Thema in kommenden CIO Erfahrungs-Exchange noch einmal auf.
Im kommenden Jahr plant der mbuf CIO-Kreis wieder mindestens zwei Präsenztreffen bei Mitgliedsunternehmen. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, wendet sich unter info@mbuf.de an die mbuf Geschäftsstelle. Karl Gerd Zimmermann