Berichte aus der Arbeitsgruppe

Lesen Sie hier immer den aktuellen Bericht aus der Arbeitsgruppe Lizenzmanagement.

Der Copilot braucht neue Großkunden-Verträge

Erste Eindrücke aus dem Test des intelligenten Assistenten Microsoft Copilot sowie das neue Großkunden-Lizenzmodell Microsoft Customer Agreement for Enterprise waren die Themen des Treffens der mbuf Arbeitsgruppe License Management am 11. Oktober. Mitglieder hatten sich dazu in der Microsoft-Zentrale in München eingefunden.

„Der Hype rund um Künstliche Intelligenz ist gerade so groß, dass er zumindest bei großen Unternehmen die Preisdiskussion in den Hintergrund drückt“, berichtet Tobias Kraus, Leiter der Arbeitsgruppe License Management.“ Für den Test von Copilot wurden weltweit 600 Unternehmen nominiert, davon knapp 50 Unternehmen aus Deutschland. Zwei Unternehmen aus dieser Gruppe waren bei diesem Treffen anwesend und haben über erste Erfahrungen berichtet.“

Hochleistungs-Suchmaschine für Unternehmensdaten

Copilot ist eine enorm leistungsstarke Suchmaschine, die Daten durchsucht, die in den Cloud-Tenants der Unternehmen liegen. Microsoft sichert den Kunden zu, dass die Informationen den eigenen Tenant nicht verlassen. Im Early-Access-Programm wollen Unternehmen nun herausfinden, an welchen Stellen der Assistent künftig Mehrwert liefern kann.

Ein möglicher Haken beim Copilot ist der Preis: Für den Einsatz des Assistenten bezahlen Unternehmen 30 Euro pro Monat und Nutzer, bei einer Mindestabnahme von 300 Lizenzen. Pro Jahr summiert sich das auf über 100.000 Euro. „Für größere Unternehmen ist das nur ein Nasenwasser“, schildert Kraus. „Kleinere Betriebe, die insgesamt 300 Benutzer oder weniger haben, beklagen hingegen einen enormen Kostenblock.“ Der Assistent ist laut Kraus in vielen Fällen teurer als die Grundlizenz und verdoppelt ungefähr die Lizenzkosten eines Microsoft-Arbeitsplatzes.

Der Hintergrund der Mindestabnahme erkläre sich durch den hohen Aufwand im Betrieb: Microsoft nutzt das Large Language Model von ChatGPT, um damit die Datenbestände eines Unternehmens zu indizieren. Damit diese Technologie sauber läuft, wird für jedes Unternehmen ein Hochleistungs-Server eingerichtet. „Dieser Aufwand ist enorm hoch“, erläutert Kraus. „Für mich ist es klar, dass sich so etwas nur ab einer gewissen Mindestabnahme lohnt. Im Lauf der Zeit dürften die Preise sinken, und es wird wohl auch ein Angebot für kleinere Unternehmen geben.“

Nutzbringende Use Cases entstehen gerade erst

Im Rahmen einer mehrmonatigen Testphase nutzt Kraus den Copilot nun seit etwa drei Wochen in seinem Unternehmen. Use-Cases, bei denen jenseits der Transkription oder der Zusammenfassung von Teams-Meetings ein Nutzten entsteht, müssen nach und nach gefunden werden: „Die Herausforderung für den Copilot wird es sein, dass er Unternehmensterminologie, Fachbegriffe und Abkürzungen versteht und beim Indizieren der Inhalte korrekt zuordnet“, beschreibt Kraus. „Die Suche nach Mustern alleine aufgrund der Häufigkeit reicht dazu nicht aus.“

Ein positives Beispiel für den Nutzen von Copilot hat ein Microsoft-Mitarbeiter berichtet. Dieser hat sich von dem Assistenten eine mobile App erstellen lassen, die in seinem Musikalienhandel die Zahl der Geigen und Klaviere erfasst. „Gerne hätte ich eine vergleichbare App, welche die im Unternehmen beschafften und die tatsächlich benötigten Microsoft-Lizenzen miteinander abgleicht“, berichtet Kraus. „So etwas brächte einen enormen Nutzen. Es würde aber möglicherweise ein breites Geschäftsfeld entwässern, in dem Microsoft-Partner gerade aktiv sind.“

Datenschutz und Mitbestimmung sind offene Flanken

Abseits des Preises und aller Nutzenfragen gibt es für den Copilot weitere Hürden, wie den Datenschutz und die Mitbestimmung. „Viele mbuf Mitglieder diskutieren gerade, wie und in welcher Form sie den Einsatz künstlicher Intelligenz mit dem Betriebsrat abstimmen“, erzählt Kraus weiter. „Auch der Datenschutz ist unverzichtbar. Aktuell kann man das aber vergleichen mit dem Umweltschutz in der Frühzeit der Industrialisierung. Man will erst mal sehen, wie weit man mit einer Maschine kommt, bevor man sich um deren Emissionen kümmert.“

In Workshops bietet Microsoft den Teilnehmern des Early-Access-Programms Hilfestellungen beim Umgang mit dieser Technologie. Die Redmonder müssen laut Kraus erstmal selbst verstehen, wie und wo Copilot den Unternehmen Nutzen bietet. Ab November wird der Copilot allgemein verfügbar. Die Hilfe bei der Implementierung kommt dann nicht mehr von Microsoft, sondern von den Partnern.

Das neue Lizenzmodell hat noch Mängel

Das zweite Thema der Arbeitsgruppensitzung war ein neues Großkunden-Lizenzmodell, das sich Microsoft Customer Agreement for Enterprise nennt. Unternehmen, die den Copilot haben wollen, müssen bei Microsoft einen derartigen Vertrag abschließen. Dieses Modell soll laut Kraus in zwei bis fünf Jahren das bisherige Enterprise Agreement ablösen. „Aktuell weist das Microsoft Customer Enterprise Agreement Mängel auf, die in dem bisherigen Großkundenvertrag längst behoben sind“, erklärt Kraus. Bislang seien daher die allermeisten Unternehmen bei der alten Vertragsform geblieben, wo sie die Schmerzpunkte kennen. „Die Kommunikation von Microsoft deutet allerdings darauf hin, dass es künftig schwer oder sogar unmöglich sein wird, Verträge nach dem bisherigen Modell zu schließen. Was da genau kommt, werden wir in Erfahrungsberichten unserer Arbeitsgruppe zu hören bekommen.“

Das nächste Treffen der mbuf Arbeitsgruppe License Management findet am 22. Februar 2024 bei der Bauer AG in der Nähe von Ingolstadt statt. Themen können die Mitglieder jederzeit einreichen. Kraus erwartet einen „fruchtbaren Erfahrungsaustausch zu Lizenzfragen aller Art“. Jürgen Frisch