Ein Erfahrungsbericht von Marc Alvarado

Microsoft lud für Freitag, den 23. September 2022, zum Business Leader Forum in die wunderbar zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz gelegene Niederlassung Berlin, Unter den Linden 17, ein.
Selbstverständlich ist mbuf dieser Einladung gefolgt.

Für eine Interviewsession mit Satya Nadella konnten wir vorab Fragen einreichen – unsere Mitglieder erinnern sich sicher an die entsprechende Abfrage per Teams. Wie erwartet, wurden die eingereichten Fragen konsolidiert und anonymisiert von Oliver Gürtler in das Interview integriert.

Zunächst bestätigte Oliver Gürtler, Senior Director Mittelstand Microsoft Deutschland und unser Gastgeber, in seiner Begrüßung erneut den Fokus, den besonders Microsoft Deutschland auf den Mittelstand legt, und betonte die Unterstützung durch die Microsoft Corporation. Das persönliche Erscheinen von Satya Nadella auf dieser Veranstaltung untermauerte diese Aussage.

Beispiel Jerger-Wecker

Der sehr persönlich gehaltene Vortrag von Markus Jerger, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung BVMW, verknüpfte die Geschichte des ehemaligen Uhrenherstellers Adolf Jerger KG auf wunderbar anschauliche Art und Weise mit der heute dringend notwendigen Anpassung an die Digitalisierung. Viele werden sich noch an die berühmten mechanischen Wecker erinnern. Das Familienunternehmen hatte den beginnenden Siegeszug der elektrisch betriebenen Uhren verkannt und sich nicht an die Gegebenheit und Möglichkeiten der Zeit angepasst. Jergers leidenschaftlicher Appell an Business-Entscheider des Mittelstands, jetzt zu handeln, hat nicht nur mich sondern auch viele im Publikum beeindruckt.

Sehr gut gefiel mir auch der Vortrag von Christian Schätz, CFO Microsoft Deutschland. Seine Einblicke in die betriebliche Praxis von Microsoft Deutschland haben mir den Eindruck vermittelt, dass auch innerhalb der Organisation das Bedürfnis nach geordneter Software-Einführung besteht und vermutlich auch dort der Evergreen-Ansatz nicht immer auf Begeisterung stößt. In diesem Zusammenhang freue ich mich sehr, dass unser Feedback, welches wir auch im Rahmen unserer „mbuf digital lounge – Microsoft LOOP … Und plötzlich war es da!“ am 13. Mai gegeben haben, dazu beigetragen hat, dass Microsoft sich gemeinsam mit unserer Community des Themas Evergreen annehmen wird.

Danach kam ER, der CEO von Microsoft, Satya Nadella. Ich kann Microsoft als Veranstalter eine hervorragende Organisation bescheinigen. Noch vor Ende der Pause und rechtzeitig vor Beginn der Podiumsrunde komplimentierte eine hinreichende Anzahl Microsoft-Mitarbeiter das interessierte Publikum in die Sitzreihen, so dass Satya Nadella unbehelligt zur Bühne begleitet werden konnte. Wie Sie sich gut vorstellen können, hätten wir gerne ein Selfie mit ihm geschossen – wir waren bestimmt nicht die einzigen!

vlnr: Oliver Gürtler, Sataya Nadella und Dr. Rainer Dulger

Oliver Gürtler moderierte souverän das Podium, bestehend aus ihm, Sataya Nadella und Dr. Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA). Selbstverständlich standen zunächst die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz im Mittelpunkt. Dulger wies deutlich darauf hin, wie wichtig es ist, Vertrauen in die Cloud zu entwickeln.

Dann kam der von uns mit Spannung erwartete Moment, in dem Gürtler die vorab eingereichten Fragen in konsolidierter und anonymisierter Form an Nadella stellte. Zunächst adressierte er die Frage, wie Unternehmen mit der Geschwindigkeit, in der Neuerungen und Veränderungen auf diese einströmen, umgehen sollten. Meinem Eindruck nach zeigte sich hier deutlich der „Nerd“ in dem CEO. Die Begeisterung mit der Nadella über neue Produkte und Features sprach, macht deutlich, dass er eine Zurückhaltung bei der Adaption von Neuem eher nicht versteht. Warum sollte man auch das Potential, welches das Neue bietet, nicht begeistert heben? Ich gebe zu, seine Begeisterung hatte etwas Ansteckendes. Insgesamt aber blieben konkrete Hinweise aus, und so bleibt es die Aufgabe jedes einzelnen, die zaudernden, vielleicht auch ängstlichen Kolleg:innen mit derselben Begeisterung anzustecken.
Etwas konkreter wurde Nadella bei der Antwort auf die Frage, welche Hinweise er den Verantwortlichen in den Unternehmen in Sachen Führung (leadership) geben könnte. Sehr klar wurde die große Bedeutung, die Nadella der Aufgabe Führung zuweist: „leadership matters“. Er sprach von den aktuellen Herausforderungen, denen sich Führung heute stellen muss: Volatilität des Umfeldes, Unsicherheiten in allen Bereichen, kontinuierliche Zunahme der Komplexität und Ambiguität bei der Entscheidungsfindung. Ob es so intendiert war, weiß ich nicht, mir ist bei diesen Herausforderungen jedoch sofort das immer wieder diskutierte VUCA-Prinzip in den Sinn gekommen. Sie kennen vielleicht auch die VUCA-Antworten darauf: Vision – Understand – Clarity – Agile. Nadella ging in seiner Antwort besonders auf „Clarity“ ein und beschrieb diese als eine der vorrangigen Aufgaben einer Führungskraft: „bring clarity into a situation“. Heißt, die Teams darin zu unterstützen, in der heutigen Zeit Klarheit über Prioritäten und nächste Schritte zu erlangen. Allein geht das nicht, daher sei es wichtig, zusätzliche Energien freizusetzen, indem man Teams zusammenbringt („create energy by bringing people together“), um so gemeinsam die Komplexität der Herausforderungen zu entwirren („unconstrain the problems“). Für mich war das definitiv ein Höhepunkt der Veranstaltung.

Auffällig und ein pausenfüllendes Gesprächsthema unter den Gästen waren die unterschiedlich farbigen Badges. Wie sich herausstellte, dienten diese leider nicht der Kenntlichmachung des Beziehungsstatus zu Microsoft (Partner, Lösungsanbieter, Endkunde, …), sondern halfen den Gastgebern zu erkennen, wer für welchen Teil der Veranstaltung eingeladen war.

Der zweite Teil der Veranstaltung stand unter der Überschrift „Future of Work“ und begann mit einer Präsentation von Jared Spataro, Corporate Vice President Modern Work bei Microsoft, der zunächst einige Studienergebnisse präsentierte. Unter anderem die sogenannte „Productivity Paranoia“ des Homeoffice, nach der 87 Prozent der Mitarbeiter angeben, dass sie eine hohe Produktivität erreichen. Dahingegen haben nur 12 Prozent der Führungskräfte volles Vertrauen in die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice. Belegt werden konnte auch, dass es der Produktivität zuträglich ist, wenn die Rückkehr ins Büro durch soziale Interaktion motiviert ist und nicht durch starre Regelungen. Weitere Ergebnisse können Sie im Annual Report „2022 Work Trend Index“ www.microsoft.com/worklab nachlesen.

Selbstverständlich durfte die Darstellung der Bedeutung von Microsoft VIVA und dessen immer weiterwachsendes Portfolio für Future of Work nicht fehlen.

Anschließend kehrte Satya Nadella für ein abschließendes „Future of Work“-Panel auf die Bühne zurück. Eine neue Chance für das Selfie? Weit gefehlt. Wieder beförderten die Microsoft-Mitarbeiter uns Gäste vorab in die Sitzreihen, so dass er unbehelligt zur Bühne gelangen konnte und noch während der Abmoderation eilte Nadella bereits zum nächsten Termin. Vielleicht beim nächsten Mal …

Das Future of Work Panel mit Jared Spataro, Satya Nadella und Dr. Marianne Janik, Corporate Vice President Microsoft Germany, ordnete das Gehörte noch einmal ein. Drei Zitate, die das Gesagte meiner Meinung nach vortrefflich repräsentieren:

  • „You are not grounded on how people felt 5 years ago, you are grounded on how people feel today.“
  • „A space becomes a place, when the space becomes a home.“
  • „To do so we need to become event mangers.“

Letzteres gibt auch einen interessanten Blickwinkel auf die Rolle künftiger „People Manger“, deren Aufgabe es ist, aus hochqualifizierten Spezialist:innen hochfunktionale Teams zu formen.

Die im Panel aufgeworfene, entscheidende Frage „Where do we as leaders find energy, find empowerment?“ blieb meines Erachtens unbeantwortet.

Ich glaube jedoch fest daran, dass eine Community wie mbuf in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen kann. Denn wo kann ich als Manager besser Energie tanken als im Austausch mit meinen Peers? Sei es durch die Erkenntnis, dass ich nicht allein mit meinen Herausforderungen bin, sei es durch Impulse und Ideen, die ich durch die Erfahrungsberichte anderer sammle oder sei es im gemeinsamen kreativen Prozess, neue Ideen zu entwickeln.